elixir vitæ

wie eine feder, leicht und fein
so weht der wind mich fort
kann weder hier noch dort oft sein
mein herz, geschlagen weilt doch dort

so dringt's durch mich, mit ew'ger kraft
des starken mannes arm wird schwach
hat liebe königreiche einst geschafft
so quäl ich mich in ungemach

dein aug ist's was mich schwankend macht
die kron' im feur'gen licht
mein herz an deiner seele lacht
gefühl durch meine sehnen bricht

und wollt ich dich berühren
die angst im herzens schlummer
will deine hand zu meiner führen
doch bleibt's im fleische kummer

und ging ich über ferne see
so dächt ich dir mit offner seel'
mit jedem wort ich dir gesteh'
was aus dem herzen ich mir stehl'

doch pein in mir in ständ'ger qual
ist ringend mit der ungestalt
der tod für mich wär keine wahl
durchdringt mich mit gewalt

so bitt' ich dich, o herz steh stille
kein lodern in den wegen
soll begegnen meinem wille'
die süße stund', sie wär ein segen

das korn ich nur mit reinheit säh
in gutem boden, fein und klar
und freudig ich es sprießen säh'
die ähre läg der sonne bar

des wortes sinn fliegt doch so weit
am ziele meines sinns vorbei
und schwelgt dort wohl in ewigkeit
was kümmert's mich, mein herz ist frei

und doch gefangen, 's ist viel zu schmal
die brust, welch nenn' ich mein
jed's klopfen fühlt sich an wie qual
doch schlägt es immer wahr und rein

o lieb', mein elixir vitæ
ich trink euch aus mit reinem mund
als ob am abgrunde ich steh'
schau ich hinab in tiefen grund

wenn liebe atem wär
und atem wäre leben
so lieb' ich euch so sehr
ich würd' mein' atem geben

so nehmt mein licht aus meinem aug'
zu sehen was nur trugschluß ist
hat weder sinn, hat weder taug'
wenn man's am lichte neu bemisst

der gedank' die seel' mir raubt
die frag' ob all dies noch was nützt
des wortes sinn ist bald verstaubt
wenn man sein lieb' beschützt

mein herz ist suchend nach gewähr
und stolpert's auch durch tiefe nacht
ist's doch so stark, es schlägt so schwer
ich hab's nicht weit noch kurz gebracht

doch all's gefühl, es liegt darnieder
hat weder kraft noch ziel
das pochen gährt durch alle glieder
zu mächtig, jedoch nie zuviel

es ist das herz, verwalter aller welten
so denket nie, es wäre nur gedicht
ich möcht's mit reiner lieb' vergelten
's ist gefühl und lüge nicht